07. Spieltag 1993/94: FC Berlin - FC Hansa Rostock (Amat.) 3:1

Vollstrecker Pronischew
Trainer Bogs entschied sich für den nur sporadisch mittrainierenden Torwart Oster, "weil sich Dittrich eine Fleischvergiftung einhandelte und noch nicht wieder 100%ig in Schuß ist". Er tat keinen Fehlgriff, denn der Routinier rettete in der ersten Halbzeit mit drei guten Paraden gegen Christiansen, Ehlers und Gottwald seiner Elf den Vorsprung. Dabei mußte man 20 Minuten lang annehmen, die Berliner brauchten überhaupt keinen Torhüter, so verunsichert und ängstlich agierten die jungen Amateure von der Ostsee. Erst als es schnell 0:2 gegen sie stand, entdeckten sie das Tor auf der anderen Seite. Man glaubte, urplötzlich bei einem anderen Spiel zu sein, so couragiert berannten sie das Berliner Gehäuse. Osters erste Ballberührung in der 19. Minute mußte schon eine Glanztat sein.

Von da an traute man den Rostockern wenigstens einen Treffer zu, obwohl Pronischew auf dem Wege zum Hattrick schien, vor allem vom linken Flügel her in gute Positionen gebracht wurde. Auch von Oesker und Schröder drohte Gefahr. Habermann warf sich jedoch unerschrocken ins Getümmel und reagierte auf der Linie sehr schnell. In den Köpfen der Berliner machte sich aber auch der Gedanke breit, es werde automatisch so weitergehen wie nach dem erfolgreichen Beginn. Die unterschwellige Unterschätzung der Amateurelf aus Rostock, fehlende Konzentration beim Abschluß, öfters gravierende Stellungs- und Abspielfehler beließen es dann beim 2:0-Stand zur Pause. "Bei aller Offensivfreude brauchen wir mehr Ordnung in der Deckung, wir gestatteten dem unerfahrenen Gegner zu viele Chancen", so Bogs mit einem Kernsatz.

Die Rostocker zahlten wieder reichlich Lehrgeld, "aber wir vertrauen auf die Rückspielserie", betonte Trainer Rainer Kaube. Er baut zu Recht auf eine technisch gut ausgebildete Elf (Ehlers, Majunke vor allem), auf körperliche Robustheit wie konditionelle Ausdauer und auf herausragende Einzelkönner wie den antrittsschnellen Gottwald. Dieser veranlagte Stürmer, mit 19 Jahren der Älteste in der Mannschaft, machte der FCB-Abwehr das Leben schwer. Probleme hatten die Akteure um Brestrich auch mit dem zumeist unbemerkt in der gegnerischen Hälfte auftauchenden Libero Ehlers. Nicht nur der verdiente späte Ehrentreffer war dafür ein Beispiel. In der Tat mangelt es den Hanseaten nur auf dem Sektor Erfahrung. Wenn da der Nachholebedarf gedeckt ist, werden auch Punktgewinne folgen.

FC Berlin:
Oster; Brestrich; Zöphel, Reckmann; Jesse, Fensch, Nikol (59. Müller); Franke (73. Dahlke), Schröder, Oesker; Pronischew
FC Hansa Rostock (Amat.):
Habermann; Ehlers; Clasen, Dittmer (46. Hasse); Christiansen, Broth, Majunke, Laars, von Zschock; Gottwald, Rossow (86. Hinzmann)

1:0 Pronischew         ( 3.)
2:0 Pronischew         (17.)
3:0 Pronischew         (61.)
3:1 Gottwald           (81.)

Schiedsrichter:        Leupold (Templin)
Zuschauer:             175

Wolf Kepler, Fußballwoche, 27.09.1993